erste Analyse

Wir haben vor dem LPT BY 14.1 begonnen, die Situation der Partei zu analysieren. Dabei haben wir uns drei Fragen gestellt und auch mehrere Thesen daraus abgeleitet. Aus dieser Analyse sind mehrere Strategieentwicklungsarbeitstreffen (#SEAT) entstanden und schließlich Navalia.

Haben wir ein Problem?

Schonungslos muss man feststellen: Wir haben keine Identität, keinen Markenkern und haben uns verzettelt. Wir haben unsere Zielgruppe nicht definiert, keine Strategie und das Programm besticht durch Quantität statt durch Qualität.

Wir haben nicht geliefert und sind bei Politik 1.0 gelandet.

Bevor wir uns Gedanken über unsere Zielgruppe und unseren Markenkern machen, müssen wir uns aber erst fragen:

Wer sind wir?

Wir sind:

  • Nerds, Geeks, Freaks
  • technikaffin, technikbegeistert, internetaffin
  • Geocacher, Freifunker, OpenStreetMaper
  • Open Source Nutzer
  • Datenschützer
  • Bürgerrechtler
  • Rebellen
  • Besserwisser
  • Nein-Sager

Wir sind also Individualisten, oder auch eine Ansammlung von Randgruppen. Mit einem Wort: Wir Piraten sind Außenseiter, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft. Auch wenn das nicht alle so wahrhaben wollen.

„Gesellschaftliche Veränderung fängt immer mit Außenseitern an, die spüren, was notwendig ist.“
Robert Jungk

Daraus ergibt sich auch eine

These zum Umgang miteinander

Außenseiter sind sozial unangepasst, entweder weil sie ausgegrenzt sind oder weil sie sich bewusst ausgegrenzt haben. Aus dieser Außenseiter-Position erwächst eine Erfahrung als Mobbing-Opfer.

Diese Mobbing-Erfahrung geben viele von uns dann weiter, indem sie Außenseiter innerhalb der Außenseiter mobben, was wir regelmäßig auf Mailinglisten und Twitter nachlesen können.

Aus der Randgruppen-These ergibt sich auch

Wir haben Randgruppen angezogen

Randgruppen fühlen sich zu anderen Randgruppen hingezogen. Deshalb hatten wir ein Problem mit Rechtsextremen in der Partei, gegen die wir uns stark abgegrenzt haben. In der Folge hatten wir ein Problem mit Linksextremen, die uns auch als Vehikel gesehen haben.

Was war die Erfolgsformel?

Was hat zu den 8,9% in Berlin geführt?

Berlin ist eine Ausnahmesituation: Berlin ist cool, weil es eine Stadt der Vielfalt ist. Dadurch ist die Stadt anziehend für Individualisten. Zudem gibt es in Berlin eine weniger ausgeprägte Wahltradtion als in anderen Bundesländern.

Zudem gab es 2011 eine besondere Situation in der bundesdeutschen Politik. Die Auswirkungen der Finanzkrise von 2007 waren deutlich zu spüren, Banken wurden von Steuerzahlern gerettet, es herrschte eine große Zukunftsangst.

Deshalb waren sehr viele Bürger sauer, das Wort Wutbürger war geboren.

Für all das wurde ein Sündenbock gesucht und gefunden: Die FDP. Die FDP hat zwar nicht die Finanzmarkt-Deregulierung durchgeführt (das war rot-grün unter Schröder), aber die Ideologie der FDP wurde als schuldig erachtet. Deshalb haben die Medien die FDP in den Keller geschrieben.

Es wurde also ein Nachfolger für die FDP gesucht und gefunden: Die Piraten. Die Piraten waren in 6 Wahlen vorher angetreten, dabei jeweils um die 2% gelandet. Sie waren also schon als Partei etabliert.

Die Medien pushen also die Piraten und picken aus dem Programm die Rosinen heraus.

Also:

Der Erfolg war Zufall

Wir sind auf einer Welle geschwommen und haben von der allgemeinen Stimmung profitiert. Und das, obwohl der LV Berlin 2011 total zerstritten war, wie dieser Artikel vom 1.7.2011 in der taz deutlich darstellt.

Wir haben Ursache und Wirkung verwechselt.

Das also die Kurzfassung, die Langfassung gibt es als Video:

Was denkst du?